Die Traditions-Pfingst-Fahrt, die unser Nordlicht Thomas organisiert, geht in die neuen Bundesländer - Thüringen! Auch wenn diese nicht mehr neu sind, die Hoffnung, unseren Soli dort auf der Straße in Form von neuen Belägen zu finden, ist durchaus berechtigt. Kam nicht zu Pfingsten ein Brausen hernieder und erfüllte alle mit dem heiligen Geist? Auf dass jeder eine andere Sprache spricht, wie der Geist es Ihnen eingab??? Nirgendwo sonst wird die Pfingst-Offenbarung so deutlich wie in Thüringen! Doch davon später mehr!
Zur Tradition gehört auch das gemeinsame Frühstück mit Bodo. Eine weitere Tradition ist der alljährliche Defekt! Dass dieser auch ungewohnterweise auf BMW-Mopeds treffen kann, wird sich noch herausstellen. Doch davon später mehr!
Aber Traditionen stellen Gewohnheiten dar und Gewohnheiten werden kalkulierbar, also alles im grünen Bereich: er ist früh genug los gefahren, so dass die traditionelle 1-Std. Karenzzeit noch dicke drin ist. Der Start in Gummi bei, na ja, Regen isses nicht, eher Schlagfeuchte durch das Bergische. Das Bergische hat seinen Namen nicht nur von den Grafen zu Berg, die diese Region regierten, sondern ein paar „Berge“ mit Kurven drum herum sind auch da. Die Kombination von schmieriger Feuchtigkeit mit meinen niegelnagelneuen Reifen ist in Kurven spannend, aber nicht aufregend! Ich fahre vor, ich kenne mich aus! Aber nicht lange, dann übernimmt Bodo. Er ist mein Herumgeschwuchtel leid. Puhh, gottseidank, Vorfahren ist echt nicht mein Ding! Irgendwo nach einer Stunde steigt mein Navi aus: Battery low! Was?? Das Ding habe ich die ganze Nacht geladen! Und dann geht noch eine verflixte gelbe Warnleuchte an! Drexxsmist! Ausgerechnet jetzt habe ich die Betriebsanleitung nicht dabei! Nach einem Halt an einer Tankstelle im Outback von Köln und Telefonaten mit Andy, einer freien Mopedwerkstatt und BMW-Werkstatt geht’s weiter: Irgendwie bin ich auf das Knöppken mit der Anti-Schlupf-Regelung gekommen , und das wurde angezeigt. Ein einfaches Einschalten und alles war wieder paletti. Und mein Navi hatte sich auch wieder bekrabbelt. Ich war so geladen, das hat wahrscheinlich gereicht. Seltsam, seltsam! Der Fieselregen hörte auf, es wurde wärmer, die Sonne kam raus und den Schottenring konnten wir bei optimalen Bedingung befahren – geil! Gummipelle runter und die restliche Fahrt war eine wunderschöne Tour querab nach Thüringen bei blauem Himmel und duftenden Rapsfeldern. Ankunft: keine Mopeds da, wir sind die ersten und ja, das Hotel ist richtig, wir sollen auf den Hof fahren. Dann öffnet sich die Tür und heraus kommt – Helga! „Noo, da bring ich alle Schlissel und do kommt ihr alleene. Muss ich alles wieder reischleppe!“ Bodo und ich schauen uns an! „Nein, nein, für Bischoff ein Doppelzimmer“. Bodo bekommt den Schlüssel, und Helga dreht sich rum. „Moment! Ich bekomme auch einen Schlüssel!“ „Joh, warum sachste das nicht gleich!“ Helga hat sicher vor 30 Jahren den Rang eines Oberst bekleidet. Und wäre die Grenze mit Frauen wie ihr bestückt worden, hätte sich der Schießbefehl erübrigt! Die Nordfraktion trudelt ein, in Gummi und leicht genervt von der Regenfahrt. Dass wir begeistert von optimalen Bedingungen erzählen, ist kein wirklicher Trost. Wir wollen die Wetterprognose für den nächsten Tag checken. Geht nicht! Die letzten 20 Jahre ist geteert worden, die flächendeckende Netzabdeckung ist erst im nächsten 10-Jahresplan drin. Aber Oberst Helga hat ein einsehen, wir bekommen den WLAN-Schlüssel des Hotels. Und was sagt die Prognose? REGEN!
Samstag: Regen! Aber es soll nur vormittags leicht regnen, danach besser werden. Thüringen ist was für Hartgesottene, also wird natürlich gefahren! Jede mit Vehemenz und in epischer Breite geführte Reifendiskussion endet hier: keiner vertraut seinen Reifen. Fast keiner! Weibliche Unkenntnis kann ja so befreiend sein! Der Rennsteig bei 8° im Regen hat was! Ich weiß nur nicht genau was!! Doch, doch, die Strecken sind auch bei Regen schon klasse, wie toll müssen sie erst für die Heizer bei trockener Straße sein. Aber spät, erst bei der Mittagspause klart der Himmel auf und nicht nur die Luft wird warm. Wehe, wenn sie losgelassen! Nach 3 Stunden Fahren mit gebremsten Schaum geht die Paula jetzt richtig rund! Es läuft hervorragend, bei geschlossener Formation ist beim belgischen Kreisel (mit Variante wechselnder Schlussmann) so gut wie keine Standzeit da – einfach nur herrlich! Das schönste Kompliment bekomme ich dann von Thomas abends: Du fährst wie ein Kerl! Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! Doch davon später mehr!
Wir laufen abends ins Hotel ein, alle mit einem Grinsen auf dem Gesicht nach ca. 400 km. Das Abendessen nach einem Anschiss von Oberst Helga: „Ihr seid zu spät!“ gibt’s nach einer Entschuldigung. Unser „Gelage“ bis Mitternacht hindert sie am Schlafengehen, die heruntergezogenen Mundwinkel provozieren eigentlich zu nur zu stillem Protest: „Bringst du uns noch ein Bier?“
Sonntag: kein Regen! Diesmal geht es 400 km um den Thüringer Wald anders herum! Wir fahren los und mmhhh, es läuft gar nicht gut bei mir, ich stehe fast in einer Rechtskurve! Ich hätte es mir fast denken können, ich hatte schlecht geschlafen. So trennt sich halt die Spreu vom Weizen: mangelnde Souveränität bei schon kleinsten Störungen. Ich kann es aber jetzt nicht ändern, also erkläre ich mich zum Schlussmann, damit die anderen düsen können. Nee, hat mir nicht gefallen der Leistungsabfall, aber die Tour habe ich trotzdem genossen, weil die Strecken einfach genial waren. Bei der Streckenplanung sind weder die Straßenzustände planbar, den Urzustand der Straßen zu DDR-Zeiten konnten wir auch erleben. Aber auch Sperrungen, die selbstverständlich ignoriert werden. Diese bilden das jährliche Highlight bei Thomas‘ Fahrten und sind in internen Kreisen als "Bischoff-Schikane" bekannt. Aber diesmal eher harmlos. Nach der letztjährigen Fahrt durch losen Schotter noch mit der K kann mich nix mehr erschüttern! Vielleicht mangelt es in den neuen Bundesländern noch an Vielem, aber das scheinbare Nichtvorhandensein der Polizei war auffallend! Das mag die Erklärung für das Vorhandensein der radikalen Ultrarechten sein, ist aber auch der Grund, warum wir weder feste Blitzen an Ortseingängen, Laserpistolen noch überhaupt irgendein Polizeifahrzug gesehen haben. Und das an einem Pfingstwochenende! Abendessen: es soll Sauerbraten mit Thüringer Klößen geben!! Oh wie schön, ich liebe Sauerbraten! Ja, was soll ich sagen……
Montag: Regen! Das Regenradar zeigt eine einzige lila Zelle an von Köln bis Thüringen! Na primig!! Die Gummihaut war im Einsatz von der Abfahrt 9:30 Uhr bis Ankunft 16:45 Uhr. Ich bin alleine die 500 km gefahren nur unterbrochen von Tanken-Pinkeln-Snickers! Dass ich nicht in eine Radarfalle gekommen war, habe ich eigentlich nur dem Zufall zu verdanken, ich war ein wenig mit dem Navi beschäftigt und hatte Gas weggenommen. Puhh! Wäre teuer geworden! Also wieder umschalten in den Modus „alte Bundesländer“.
Fazit: Es war eine herrliche Tour, die Thomas geplant hat, ein All-inklusive-Sorglos-Rundum-Paket, vielen Dank für deine Mühe, du weißt, was dich erwartet! Es waren ein tolles Team von 9 Fahrern, die sich da zusammengefunden haben, humorvoll und tolerant, vielen Dank Jungs! Es ist eine Gegend, die den Besuch wert ist trotz aller Sperrigkeit und Widerborstigkeit. Die fahrerischen Möglichkeiten sind abwechslungsreich von engen Kehren und kleinen Straßen bis zu weiten geschwungenen Kurven, ein Eldorado für die K! Karla
Danke, Karla! Wie immer literarisch besonders wertvoll! Das mit dem Kerl liest sich derber als es gemeint war. Norddeutsch eben. Wetter ist relativ. Verglichen mit dem hiesigen Dauerregen seit Montag abend war es in Thüringen relativ geil.
Mehr als 2 Knöppe am Lenker überfordern mich! drexxsblöder Knopf auch! Karla
Klara,du ....nee ...ich sach nix..
Grr.... War da nicht ein Hesse, fängt mit A an und hört mit ndy auf, der ebenfalls an seinem ASC rumgedoktert hatte??? Kla...jetzt fang ich auch schon an.. KARLA